Unser Stand wurde trotz Eiseskälte sehr gut besucht. Kein Wunder, denn es gab nicht nur die aktuellen Ausgaben des Grundgesetzes und frische Minibrezeln umsonst, sondern auch tolle Preise zu gewinnen beim Grundgesetz-Quiz sowie dank einer privaten Spende auch eine tolle Auswahl an selbstgenähten Upcycling-Stofftaschen.
Brezeln, Grundgesetze und Taschen gingen weg wie warme Semmeln. Unser Spendentopf erbrachte eine prima Grundlage für weitere Aktionen, die wir im nächsten Jahr durchführen wollen. Dazu gehört zum Beispiel die Organisation eines internationalen Sommerfests im September 2025.
Viel Zuspruch fand unser Quiz, das nur zwei Kandidat:innen vollständig zu lösen in der Lage waren.
Viele positive Gespräche wurden geführt. Es gab auch einige Anregungen, die wir auf unserem Flipchart notiert haben. Beim nächsten Koordinierungsteam-Treffen werden wir sie auswerten.
Was uns besonders gefreut hat, sind die vielen neuen Unterschriften auf unserer Unterstützerliste. Mittlerweile sind es 255!
Welche Themen wurden auf unserem Marktstand diskutiert?
Einige der Besucherinnen und Besucher hielten unsere Initiative für eine neue Partei, die um Stimmen wirbt. Sie waren überrascht, dass wir weder parteilich gebunden noch als Verein eingetragen sind, sondern "nur" ein Netzwerk oder - salopp ausgedrückt – ein Fanclub des Grundgesetzes sind.
Wir werben für Respekt statt respektlosem Ton in politischen Diskussionen und sprachlicher Verrohung, die nur zur Spaltung der Gesellschaft führen. Für Toleranz statt Intoleranz gegenüber Menschen, die in welcher Form und Ausprägung auch immer anders sind, anders leben oder anders aussehen als das, was im persönlichen Umfeld als normal gilt.
Und wie sieht es mit dem Begriff "Vielfalt" aus? Dieser Begriff ist momentan im Fokus politischer Debatten. Es wurde (glücklicherweise nur im brandenburgischen Landtag) sogar schon gefordert, Vereinen, die ihn als Grundprinzip unseres Zusammenlebens in ihrer Satzung verankert haben, die Gemeinnützigkeit zu streichen, da er als "ideologischer Kampfbegriff ..." zu verstehen sei. Wir halten dagegen. Ohne Vielfalt keine Kreativität und Innovation, kein Verständnis für verschiedene Kulturen und kein sozialer Zusammenhalt, den wir für unabdingbar angesichts der mannigfachen Herausforderungen unserer Zeit dringend benötigen. Im Gespräch kam die Frage auf, was denn eigentlich das Gegenteil von Vielfalt sei. Die Antwort war schnell gefunden. Das Gegenteil von Vielfalt ist Einfalt.
Einige unserer Ziele haben wir am Samstag vor dem dritten Advent aus unserer Perspektive heraus auf jeden Fall voll und ganz erreicht: Persönliche Kontakte pflegen, neue dazugewinnen, Kommunikation Face-to-Face und offene Begegnungen im öffentlichen Raum fördern.
Einer der vielen Anziehungspunkte beim diesjährigen vom AK Mobilität organisierten Parking Days war der Stand der Initiative für Respekt, Toleranz und Vielfalt in Pfinztal. Das Koordinierungsteam brachte mit seiner Einladung zu einem moderierten Gesprächskreis für Zugezogene und Einheimische eine nette Runde in entspannter Atmosphäre zusammen.
Durch den regen Erfahrungsaustausch gewannen die Teilnehmenden interessante Einsichten und freuten sich über die Gelegenheit, sich gegenseitig kennenzulernen. Außerdem verteilte die Initiative kostenlos die neueste Ausgabe des Grundgesetzes und bot T-Shirts und Sticker an.
Die A-Capella-Gruppe Nebensache unter der Leitung von Simon Hanisch erhielt für ihren originellen Beitrag das Grundgesetz den Spezialpreis Die bunte Hand. Die Vokalgruppe besang das Grundgesetz auf pfiffig-humorvolle Weise und präsentierte es als aktuell besonders wichtige Grundlage unserer Demokratie. Der Pokal wurde von der Initiative für Respekt, Toleranz und Vielfalt in Pfinztal anlässlich des Kulturpreises 2024 Pfinztal, da ist Musik drin gespendet und von Paul Mehrer, Mitglied des Koordinierungsteams der Initiative, überreicht.
Auftritt der Nebensache beim Festwochenende 50 Jahre Pfinztal zur Bekanntgabe des Sonderpreises.
Wir vom Koordinierungsteam der Initiative Respekt, Toleranz und Vielfalt in Pfinztal waren mit einem Stand auf dem Wochenmarkt in Berghausen vertreten. Es gab Informationen über unsere Ziele, geplante Aktionen und Projekte. Gespräche zur Frage „Wie steht es um Respekt, Toleranz und Vielfalt in Pfinztal?“ wurden intensiv geführt.
Unser Marktstand hat viele interessante Diskussionen ausgelöst. Es wurde in die Länge, Breite und auch quer kommuniziert. Aus unterschiedlichen Perspektiven hat das Thema alle Beteiligten umgetrieben. Gewinnbringend und konstruktiv, aber auch kontrovers fand der Meinungsaustausch statt. Vertreterinnen der Presse vom Durlacher Blatt und den BNN kamen ebenfalls dazu. Sie führten Interviews mit uns und den zahlreichen Besucherinnen und Besuchern unseres Stands.
Thematisiert wurden nicht nur die Ergebnisse der Kommunalwahlen, sondern auch die Frage, wie es weitergehen soll mit Aktionen und Projekten zur Förderung eines respektvollen Umgangs im demokratischen Diskurs.
Anregungen und Ideen brachten die unerwartet zahlreichen interessierten Marktbesucherinnen und -besucher ein. Wünsche wurden gesammelt und notiert. Jede(r) konnte dann Punkte verteilen. So hat das Team Anhaltspunkte zur Priorisierung seiner zukünftigen Arbeit erhalten.
Bei der Bundeszentrale für politische Bildung hatte die Initiative 50 Exemplare des Grundgesetzes bestellt. Diese gingen weg wie warme Semmeln. Das hat uns sehr gefreut. Denn dessen Artikel sind Basis unserer Leitsätze:
Diese Leitsätze wollen wir in Pfinztal vor Ort (nicht auf die Eskalations-Spirale der Social Media-Blasen aufspringend) mit Leben füllen. Wie? Durch Zuhören, Aufgreifen der verschiedenen Stimmungslagen, Nachvollziehen und Verstehen wollen, aber auch durch Argumentieren und konstruktives Streiten im direkten Gespräch. Wir wollen Lösungen für ein gutes soziales Miteinander in Pfinztal.
Bei allen Unterzeichnenden unseres Netzwerks für Respekt, Toleranz und Vielfalt und die große positive Resonanz auf unsere Aktionen zur Förderung demokratischer Werte möchten wir uns herzlich bedanken.
Monika Lüthje-Lenhart im Namen des Koordinierungsteams der Initiative für Respekt, Toleranz und Vielfalt in Pfinztal, Claudia Eichhorn, Kristin Frensch, Ursel Georg, Jutta Maier, Monika Lüthje-Lenhart, Paul Mehrer, Anke Müller, Bernhard Paulus.
Nach langen arbeitsreichen Vorbereitungen kann die Initiative für Respekt, Toleranz und Vielfalt in Pfinztal ihre erste Aktion als unerwartet großen Erfolg verbuchen. Die Einladung, für den Erhalt demokratischer Werte öffentlich sichtbar und wirksam einzustehen, hat offensichtlich den Nerv der Zeit in Pfinztal getroffen.
Am 8. Mai, dem Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus, strömten die Leute auf den Söllinger Leerdamplatz. Am Ende war der Platz proppenvoll. Es hatten sich über 250 Menschen versammelt. Vereine, Kirchen, Familien, Privatleute, demokratische Parteien waren vertreten. Die ganze Bandbreite des gesellschaftlichen Spektrums Pfinztals setzte ein Zeichen für Respekt, Toleranz und Vielfalt in Pfinztal.
Überzeugt hatte sie alle das Motto des Aufrufs:
Frau Barbara Fuchs, geschäftsführende Schulleiterin des Bildungszentrums, moderierte als Privatperson den offiziellen Teil der Versammlung mit einfühlsamen Worten zum achtsamen Miteinander.
Als erster Redner trat Dekan Thomas Maier von der Katholischen Kirche Pfinztal auf das Podest. In seinem Grußwort stand er für ein buntes und vielfältiges Pfinztal ein. Zur Veranschaulichung brachte er Seifenblasen mit, die er dann den anwesenden Kindern zur Weiterverwendung übergab.
Unser Landrat Dr. Christoph Schnaudigel hielt die Hauptrede. Er verwies auf den geschichtlichen Hintergrund des vom Koordinierungsteam der Initiative bewusst gewählten Datums für diese Versammlung. Dabei betonte er, dass wir uns nach der Befreiung vom Nationalsozialismus 1945 mittlerweile in einer im weltweiten Vergleich beneidenswerten Lage des Wohlstands und der Freiheit befinden. Dies sei angesichts der Angriffe auf demokratische Strukturen aber nicht selbstverständlich. Demokratie zu verteidigen, müsse jetzt wieder "gelernt" werden. Er lobte das Team der neugegründeten Initiative, dafür, dass sie nicht einfach gegen die Feinde der Demokratie demonstrieren, sondern aktiv für Respekt, Toleranz und Vielfalt einstehen. In diesem Zusammenhang erinnerte er daran, dass seit jeher Menschen in unseren Landkreis geflüchtet sind. Viele unserer Vorfahren waren Einwanderer. Sie haben unseren Wohlstand mit begründet.
Zum Abschluss seiner Rede rief er die Anwesenden dazu auf, anlässlich der kommenden Kommunal- und Europawahlen im Juni wählen zu gehen: "Wahlrecht ist auch Wahlpflicht."
Paul Mehrer sprach anschließend für die Naturfreunde Berghausen. Auch er wies auf die schlimmen Erfahrungen seines Vereins mit der nationalsozialistischen Diktatur hin. Denn die Naturfreunde gehörten mit zu den Ersten, die von den Nazis zunächst verboten, dann eingesperrt und gefoltert wurden. Als ausgewiesener Kämpfer für den Frieden stellte er klar: "Jeder Mensch hat Anspruch auf Respekt". Deshalb sei es wichtig, Rassismus keine Chance zu geben. Er zitierte die Geschwister Scholl: "Zerreißt den Schleier der Gleichgültigkeit vor euren Herzen!"
Zu den einzelnen Punkten des Aufrufs sprach sich Pfarrerin Andrea Aichele von der Evangelischen Kirche Berghausen-Wöschbach für die Einhaltung der Menschenrechte aller aus. Sie stellte beispielsweise gegenseitige Toleranz gegenüber Menschen verschiedenen Glaubens als Zeichen des Respekts und der Vielfalt in den Vordergrund ihres Redebeitrags.
(© Walter L. Brähler, bockstal.de)
Nachdem der offizielle Teil der Versammlung beendet war, blieb die bunt gemischte Menschenmenge aber noch über eine Stunde auf dem Leerdamplatz zusammen, um sich auszutauschen und Gespräche zu führen. Fragen, Anregungen und Ideen für die weitere Arbeit der Initiative für Respekt, Toleranz und Vielfalt wurden diskutiert und gesammelt.
Die Kinder nutzten derweil die Gelegenheit, länger aufbleiben zu dürfen. Sie tobten ausgiebig auf dem schönen Spielplatz solange es noch hell war.
Interview in den Badischen Neuesten Nachrichten am 10.12.2024
Badische Neueste Nachrichten am 09.05.2024
Quelle: Badische Neueste Nachrichten (BNN.de), Ausgabe Hardt vom 12. Dezember 2024
Pfinztaler Initiative will im Vorfeld der Bundestagswahl das Grundgesetz wieder mehr in den Fokus rücken
Pfinztal. Die Parteien haben schon mit dem Wahlkampf für die Bundestagswahl am 23. Februar begonnen. Auch die Pfinztaler Initiative für Respekt, Toleranz und Vielfalt (www.respekt-toleranz-vielfalt.de) weiß um die Wichtigkeit der nächsten Wochen. Sie will die Bürger ermutigen, demokratisch zu wählen, unterschiedlich denkende Gruppen zusammenbringen und veranlassen, gemeinsam nach konstruktiven Lösungen zu suchen. Monika Lüthje-Lenhart, Sprecherin der Initiative, erklärt, um was es ihr und ihren Mitstreitern konkret geht.
Für was steht die Initiative für Respekt,
Toleranz und Vielfalt?
Lüthje-Lenhart: Wir bezeichnen uns gerne als Fanclub des Grundgesetzes.
Denn das Grundgesetz ist die Basis für unsere Demokratie. Viele haben sich
das letzte Mal während der Schulzeit mit unseren demokratischen Werten
beschäftigt. Das wollen wir ändern.
Um was geht es Ihnen dabei konkret?
Lüthje-Lenhart: Es geht uns um das gesellschaftliche Miteinander. In
erster Linie um das Miteinander im Gespräch und somit auch im politischen
Diskurs, aber natürlich auch im tatsächlichen Handeln. Wir wollen
Vorverurteilungen vorbeugen, für mehr Menschlichkeit im Umgang miteinander
werben. Dazu gehört, dass Ängste über weltpolitische Krisen wie
Klimawandel, Energiekrise, Migrationsdynamik und Kriege ernst genommen
werden – auch im Alltag in unserer Gemeinde.
Welche Schlüsse ziehen Sie daraus?
Lüthje-Lenhart: Wir brauchen mehr soziale Verantwortung. Wir brauchen
Aktionen und Projekte, die unterschiedlich denkende Gruppierungen
zusammenbringen und veranlassen, gemeinsam nach konstruktiven Lösungen zu
suchen. Wir müssen widerstandsfähig gegen rechte Parolen sein. Wir
brauchen Kooperation statt Polemik und machtpolitisches Taktieren.
Wie zeigt sich die Situation in Pfinztal?
Lüthje-Lenhart: Immer wieder kommen mir Gerüchte zu Ohren, die
jeglicher Grundlage entbehren. Beispielsweise, dass man kostenlose
Kindergärten anbieten könne, wenn man darauf verzichten würde,
Flüchtlingsheime zu bauen. Dass die Zuwanderung von Geflüchteten
unsere Gesellschaft überfordere. Ich frage mich: Wie würde ich mich
fühlen, wenn mein Haus, mein Arbeitsplatz, mein Wohnort zerstört
würde? Welche Optionen stehen Opfern von Gewalt und Zerstörung offen?
Ich erinnere mich noch gut daran, als wir 2015 im Bildungszentrum unser
Willkommensfest mit den Menschen unserer Gemeinde feierten, die aus ihrer
Heimat fliehen mussten. Da kam Verständnis für den Anderen auf.
Kontakte wurden geknüpft, die auch danach noch Bestand hatten. Wir
müssen den Weg des Miteinanders gehen, bei dem jeder das sein darf, was er
ist.
Sie rufen dazu auf, demokratisch zu
wählen. Um was geht es Ihnen konkret?
Lüthje-Lenhart: Wir geben keine Wahlempfehlung. Wir fordern aber dazu auf,
nur Parteien zu wählen, die voll und ganz hinter dem Grundgesetz stehen.
Wir wollen dazu anregen, in der Familie und im Bekanntenkreis politisch zu
diskutieren, politische Wahlveranstaltungen der lokalen Parteien zu besuchen.
Da darf dann auch gerne demokratisch konstruktiv gestritten werden.
Viele Bürger sind frustriert, fühlen sich
nicht gehört. Was sollen sie tun?
Lüthje-Lenhart: Resignation ist der falsche Weg. Je mehr Bürgerinnen
und Bürger den politischen Dialog suchen, desto eher werden
Veränderungen herbeigeführt. Im Wahlkampf gibt es dazu Gelegenheit:
entweder direkt mit Bundes- und Landespolitikern auf politischen
Veranstaltungen sprechen oder mit den lokalen Vertretern der Parteien bei uns
in Pfinztal. Als Gemeinderätin werde ich immer wieder zu aktuellen Themen
kontaktiert. Ich sehe es als meine Aufgabe an, mich mit Bürgerfragen
auseinanderzusetzen und Antworten zu liefern. Das erwarte ich auch von anderen
politischen Vertretern. Bürgerbeteiligung ist wichtig.
Bürgerräte können wertvolle Impulse liefern.
Ihr Fazit?
Lüthje-Lenhart: Wir wollen in Pfinztal die Menschen erreichen, die auf
rechte Parolen reingefallen sind. Wir müssen uns dagegen wappnen, durch
falsche Versprechen und diskriminierende Äußerungen dazu verleitet
zu werden, undemokratisch zu wählen. Zivilcourage ist mehr denn je
gefragt. Unsere Initiative wird zwischenzeitlich von 240 Bürgerinnen und
Bürgern unterstützt. Am Samstag, 14. Dezember, von 8 bis 12 Uhr sind
wir mit einem Stand auf dem Wochenmarkt in Berghausen vertreten. Wir hoffen auf
zahlreiche Besucher, offene Gespräche und weitere Mitstreiter.
Das Gespräch führte Pia Frei
Im Gespräch mit Baden TV stellen wir die Anliegen der Initiative vor.
Das Interview wird von Minute 03:50 an gezeigt.
Quelle: Baden TV (Baden-TV.com), Sendung vom 6. Mai 2024
Quelle: Badische Neueste Nachrichten (BNN.de), Ausgabe Hardt vom 9. Mai 2024
Kundgebung auf dem Leerdamplatz in Söllingen wirbt für Respekt und Toleranz
Moderatorin Barbara Fuchs führt in die Veranstaltung ein. Sie leitet
die Geschwister-Scholl-Realschule.
Foto: Sidney Finn Huber
"Respekt – Toleranz – Vielfalt". Diese Worte wurden vergangenen Mittwoch groß auf dem Leerdamplatz im Pfinztaler Ortsteil Söllingen ausgeschrieben. Grund dafür war eine Kundgebung der Initiative für Respekt, Toleranz und Vielfalt in Pfinztal.
Viele Menschen von Jung bis Alt waren dabei: Kinder, die mit EU-Fahnen auf der Wiese spielten, Senioren mit Regenbogenflaggen. Der Platz war voller Menschen.
Barbara Fuchs, Direktorin der Geschwister-Scholl-Realschule in Pfinztal, leitete die Kundgebung mit folgenden Worten ein: "Es geht heute darum, den Menschen im Anderen zu sehen, aber auch zu erwarten, dass man als Mensch wahrgenommen wird."
Nacheinander trugen vier Personen Reden zu genau diesen Themen – Respekt, Toleranz und Vielfalt – vor. Der erste Redner war der ehemalige Pfarrer der Seelsorgeeinheit Pfinztal, Thomas Maier.
Er hatte ein Fläschchen Seifenblasen mitgebracht. Diese seien ein Zeichen der Vielfalt. Es gebe große, kleine, durchsichtige und farbig schimmernde. So sei es auch mit den Menschen.
Der nächste Redner war Christoph Schnaudigel von der CDU. Er ist gerade in der dritten Amtszeit als Landrat von Karlsruhe und musste laut Barbara Fuchs bereits mit zwei großen Flüchtlingswellen umgehen.
Schnaudigel erzählte von den Veränderungen nach dem Zweiten Weltkrieg. Es gab viele Errungenschaften, etwa Meinungs- und Pressefreiheit, offene Grenzen in der EU und das Recht eine Partei zu gründen. Doch all das sei nicht selbstverständlich, denn die Feinde der Demokratie seien nicht verschwunden und man müsse erneut um die Demokratie kämpfen.
Das sehe man daran, dass die Presse zunehmend lächerlich gemacht werde, Menschen öffentlich ihre Sympathie für Russland oder China ausdrücken würden und Wahlplakate mutwillig zerstört werden.
Doch gegen etwas zu demonstrieren, sei einfach. Schnaudigel sagte, er sei stolz, dass sich die Organisatoren der Kundgebung dafür entschieden hätten, für Toleranz, für Akzeptanz und für die Freiheit zu demonstrieren.
Mit den Worten "Wahlrecht ist Wahlpflicht" rief er die Menschen dazu auf, bei der Kommunalwahl zu wählen. Er erinnerte daran, dass seit jeher Flüchtlinge in das Land einreisen und man nicht vergessen dürfe, dass viele unserer Vorfahren Einwanderer waren.
Der nächste Redner, Paul Mehrer, ist seit seinem sechsten Lebensjahr bei den Naturfreunden Pfinztal. Diese kennt man laut Mehrer als Wanderverein, aber sie engagieren sich auch sozialpolitisch.
So hänge schon lange ein Schild am Naturfreundehaus mit der Aufschrift: Respekt, kein Platz für Rassismus.“ Darunter stehe: "Kein Platz für Nazis." Mehrer erzählte die Geschichte der Pfinztaler Naturfreunde, die es bereits seit 150 Jahren gibt.
Bereits in der Zeit des Nationalsozialismus sei der Verein gegen Rassismus aktiv geworden. Deshalb habe man ihn verboten und die Häuser der Mitglieder beschlagnahmt.
Paul Mehrers Vater, Otto Mehrer, erzählte seinem Sohn damals von seiner Vision einer Welt, in der jeder gleichwertig sei und niemand über dem anderen stehe.
Nach dieser Vision strebe nun auch Paul Mehrer. "Jeder Mensch hat Anspruch auf Respekt", sagte er. Außerdem hoffe er, Gleichgültige mit ins Boot zu holen und davon zu überzeugen, gegen rassistische Parteien zu wählen.
Zum Abschluss zitierte er die Geschwister Scholl mit: "Zerreißt den Mantel der Gleichgültigkeit, den Ihr um Euer Herz gelegt habt. Entscheidet Euch, eh’ es zu spät ist." Das Lied der weißen Rose ertönte. Pfarrerin Andrea Eichele, die letzte Rednerin, plädierte in ihrem Vortrag nochmals für Toleranz und Vielfalt.
Sidney Finn Huber
Neues Netzwerk in Pfinztal engagiert sich für Respekt und Toleranz
Sie ergreifen Initiative in Pfinztal: (von links) Anke Müller, Kristin
Frensch, Ursula Georg, Monika Lüthje-Lenhart, Claudia Eichhorn und Paul
Mehrer.
Foto: Sven Scherz-Schade
(svs/red.) Verschwörungsfantasien sollen keinen Raum bekommen. Vorurteile und Unterstellungen gehören aus dem Weg geschafft. Man muss miteinander durch offene Kommunikation entlang an Fakten und sachlich ganz normal ins Gespräch kommen. So in etwa lassen sich die hehren Ziele der neuen "Initiative für Respekt, Toleranz und Vielfalt in Pfinztal" zusammenfassen.
"Als ein überparteiliches Netzwerk wollen wir etwas tun gegen die derzeit um sich greifende, menschenverachtende Verrohung in der Politik", sagt Monika Lüthje-Lenhart vom Koordinierungsteam der Initiative. Sie ist kommunal und im Landkreis parteipolitisch aktiv, betont aber, dass es hier bei der Initiative um etwas anderes, etwas Größeres als nur Wahlkampf gehe.
Für die Demokratie
Kristin Frensch, die ebenfalls zum Koordinierungsteam gehört und in
Pfinztal gewählte Gemeinderätin ist, bestätigt das: "Ich bin
hier als Privatperson und wir müssen etwas tun für unsere
Demokratie."
Gemeinsam mit den Naturfreunden Berghausen, die die Initiative maßgeblich unterstützen, hatten die Frauen vergangene Woche zum Pressegespräch geladen, um ihre Idee und ihr Vorhaben der Öffentlichkeit zu erklären. Sie wollen ein Netzwerk gegen Hass und Hetze sein und Verbitterte und Wankelmütige gerne auf die Seite der demokratischen Werte holen.
Der Anstoß
Auslöser fürs Ganze war vor einigen Wochen, dass sich in Pfinztal die
Alternative für Deutschland, AfD, für die Kommunalwahlen am 9. Juni
hat aufstellen lassen. Großen Zulauf hatte kurz darauf ein erstes
Treffen, das lediglich zu dem Statement einlud, dass in der Gemeinde Pfinztal
keine Intoleranz Einzug erhalten dürfe. 36 Teilnehmende kamen. Nach und
nach bündelten und verschärften sich Interessen und Vorgehensweise.
In eine Unterstützer-Liste trugen sich prompt 121 Menschen aus Pfinztal
ein. In den vergangenen Tagen kamen etwa 50 weitere hinzu.
In Erinnerung an den Tag der Befreiung am 8. Mai 1945 lud die Initiative zum Gespräch und Meinungsaustausch nach Pfinztal -Söllingen ein. Landrat Christoph Schnaudigel war sofort gerne mit dabei. Zudem sprachen Dekan Thomas Maier von der Katholischen Kirche sowie Pfarrerin Andrea Aichele von der evangelischen Kirchengemeinde Berghausen- Wöschbach.
Weckruf
Moderiert wurde die Veranstaltung von Barbara Fuchs, Schulleiterin der
Geschwister-Scholl-Realschule, die in unmittelbarer Nachbarschaft zum
Ludwig-Marum-Gymnasium liegt. Dort wiederum kandidiert Volker Gettwert, der
stellvertretende Vorsitzende des Elternbeirats, bei der Kommunalwahl für
die AfD, was so manche Leute in Pfinztal verunsichert und aufgeweckt hat: Die
Partei wird als nationalistisch bis fremdenfeindlich und antidemokratisch
betrachtet. Medieninformationen zufolge beantragten 18 der 33 anwesenden
Elternbeiräte Ende April eine Neuwahl des 52-köpfigen Gremiums. Einen
freiwilligen Rücktritt lehnt Gettwert ab.
Naturfreunde ziehen mit
Den Naturfreunden geht die populistische Hetze allein schon aus ihrer Historie
gegen den Strich. 1933 wurden sie im Zuge der nationalsozialistischen
Gleichschaltung verboten. „Bei den Naturfreunden haben wir deshalb die
Völkerverständigung seit jeher auf unserem Programm“, fasst es
Naturfreund und Mitstreiter der Initiative Paul Mehrer zusammen: "Wir wollen
hier ein Haus der Begegnung bleiben. Das setzt Toleranz voraus." Seit 2014
hängt am Berghausener Naturfreundehaus am Waldrand des Hopfenbergs im
Fenster ein Zettel mit der Aufschrift "Kein Platz für Nazis", weshalb
diese sich sogleich bei der Initiative eingeklinkt haben.
Zukünftig möchte die Initiative mit Workshops, Vorträgen und anderen Veranstaltungen für demokratische Werte werben. Claudia Eichhorn, die bei den Naturfreunden im Team für die Kinder und Jugendlichen ist, betonte, dass jene Liste der Initiative nicht nur eine Liste sei: "Es sind alles Menschen, die lebendige Demokratie gestalten", so Eichhorn. Geplant ist, dass die Initiative eine eigene Website einrichtet. Welche Aktionen sie zukünftig startet, möchte sie bei ihren nächsten Treffen beraten. Wer das Netzwerk unterstützen möchte, kann sich per E-Mail in die Liste einreihen unter Vielfalt-in- Pfinztal@web.de
Sven Scherz-Schade